Geschichte der Wohnsiedlung

Zur Geschichte von Ludwigsfeld, zur Geschichte des KZ Aussenlagers Dachau-Allach, auf dessen Gelände die jetzige Wohnsiedlung Ludwigsfeld liegt, gibt es diverse Publikationen, die wir hier nicht alle aufführen können. Wir beschränken uns im folgenden auf einen Kurzbeitrag zur Wohnsiedlung.
Am Seitenende sind einige Links zu weiteren Darstellungen aufgeführt, die in Zukunft noch erweitert werden.

„Kurz“geschichte zur Wohnsiedlung

1802 wurde das Dorf Ludwigsfeld an der damaligen Landstraße zwischen Moosach und Dachau gegründet. 150 Jahre später wurde die Wohnsiedlung Ludwigsfeld, benannt nach der ehemaligen eigenständigen Gemeinde, die 1938 nach München eingemeindet worden war, von 2.000 Bauarbeitern nach Plänen von 19 Architekten und mit Geldern aus dem Bundeshaushalt erbaut.

So entstand auf dem westlichen Teil des ab 1942 erbauten KZ-Außenlagers Allach – mit ca. 2.000 Toten der tödlichste Ort in München während des 2. Weltkriegs – die größte DP-Wohnsiedlung der BRD, ein einzigartiges Ensemble von 35 Blöcken mit 690 Wohnungen und 8 Geschäften, das gleichzeitig die erste geschlossene Siedlung in München nach dem 2. Weltkrieg bildete.

Auch die Kunst am Bau kam nicht zu kurz. Kunstwerke verschiedener Künstler zierten die Siedlung: die Stele von Elmar Dietz, der Bronzeesel von Prof. Josef Henselmann und die Erkerbemalung von Max Lacher. Die Straßen wurden nach Edelsteinen und Halbedelsteinen benannt: Achat-, Diamant-, Granat-, Kristall-, Opal-, Rubin-, Smaragdstraße und Onyxplatz.

2.908 Menschen, Ausländer und Deutsche, 1.988 Erwachsene und 920 Kinder, zogen bis zum 15.3.1953 in die Wohnungen der Siedlung ein und begannen – nach einer Eingewöhnungszeit – eine einmalige Gemeinschaft zu gestalten, bestehend aus Mitgliedern von 24 Nationen und Kulturen und verschiedenster Konfessionen. Und die Mitglieder dieser Gemeinschaft hielten über Nationalitäten- und Religionsgrenzen hinweg auch an ihren eigenen Bräuchen und Sitten fest, interessierten sich aber ebenfalls für das, was ihre Mitbewohner auszeichnete.

Man besuchte sich gegenseitig in den Gottesdiensten, man tanzte – egal ob die jeweiligen nationalen Tänze oder Rock ’n‘ Roll – und sang miteinander. So kam es auch dazu, dass vor allem in der 2. und 3. Generation der Siedlungsbewohner über nationale und religiöse Grenzen hinweg geheiratet wurde. Großen Anklang fanden die Theatervorstellungen und die Ausstellungen im Caritas-Jugendheim unter Anleitung von Hans Fasold, der die Talente der jungen, aber auch älteren Bewohner der Siedlung zu nutzen wusste.

Und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ist auch heute noch vielfach spürbar, z. B. bei verschiedenen Festen, zu denen auch ehemalige Bewohner der Siedlung kommen, die die Wohnsiedlung Ludwigsfeld als ihre eigentliche Heimat ansehen. Und immer noch unübersehbar ist, dass die fünf Gebetsstätten der verschiedensten Religionen in der Siedlung Ludwigsfeld an Sonn- und Feiertagen eine große Anziehung auch auf Nichtbewohner der Siedlung ausüben. Diese Häufung an Gebetsstätten auf so engem Raum ist einmalig auf der Welt.

Die Wohnsiedlung Ludwigsfeld ist über die Jahre hinweg zur Heimat vieler Menschen geworden, auch wenn die staatlichen und städtischen Behörden sie stiefmütterlich behandelt haben und behandeln. Die Menschen helfen und halfen sich selbst und auch gegenseitig, was diese besondere Gemeinschaft auszeichnet, der sich auch viele Bewohner der um die Jahrtausendwende gebauten Häuser angeschlossen haben.

von Genia Repnikov

Geschichte und Denkmalschutz auf der Website des Ludwigsfelder Kulturvereins Kugel e.V.

Eine Zusammenfassung der neueren Geschichte vom Verkauf bis zur aktuellen Neuplanung stellt der Beitrag unter Moloch-München dar.

Die alte Ludwigsfelder Website, die leider nicht mehr weiterbetrieben und gepflegt wird, stellt die ältere Geschichte der Siedlung mit Meldungen, Bildern und Anekdoten umfassend dar.